Kein rosa Ponyhof – Anfang als Virtuelle Assistenz

Ich hatte einen guten Anfang als virtuelle Assistentin hingelegt. 5.000 Euro Umsatz im ersten Monat. Nie hätte ich für möglich gehalten, direkt eine solche Summe in der Selbstständigkeit zu verdienen. Es funktionierte! Das Modell Virtuelle Assistenz schien ein tragfähiges zu sein. Aber es war nicht nur das Geld, das mich überraschte. Es war vor allem ein Gefühl.

Das Gefühl, das Richtige zu tun …

So viele teils überlastete Solopreneure waren furchtbar dankbar. Endlich jemand, der neben ihnen mit am Business arbeitet. Immer jemand da, um Rat einzuholen. Kein Einzelkämpfer mehr sein. Gemeinsam für die eine Sache! Ohne sofort jemanden einstellen zu müssen. Diese Sehnsucht stille ich zu gerne. Ich sehe meine Berufung darin, zu helfen. Auch über den ursprünglich vereinbarten Auftrag bin ich da.

Steiler Anfang

Es war nicht schwer, die ersten 10 Kunden zu finden. Zwei davon hatten sogar mich gefunden. Es war viel schwerer, allen gerecht zu werden. „Nicole, ich bräuchte die 50 Pins bitte bis morgen.“ Ich gab alles! Bis ich merkte, das ich dieses Pensum (noch) nicht leisten konnte. Gerade beim Einstieg ins Unternehmertum bist du mit so vielem beschäftigt. Akquise, Werbung, Rechnungen schreiben, Kundenprobleme lösen, … . Damit bist du natürlich auch später noch beschäftigt. Das hört nie auf. Aber gerade am Anfang fehlt die Routine. Also habe ich aufgehört, weitere Bewerbungen zu versenden und mich den Bestandskunden gewidmet.

Workbooks sind Fluch & Segen

Man bucht mich gerne für die Gestaltung von Workbooks & eBooks. Davon hatte ich direkt 4 Aufträge von 4 unterschiedlichen Auftraggebern. 11 Jahre lang hatte ich komplexe Inhalte in der Sparkasse leicht verpackt. In Flyern, auf Plakaten, in Präsentationen. Immer einfach verständlich. Sonst kauft niemand diesen Bausparer oder den Fonds aus der Aktion. Und glaubt mir, einen Bausparer abzubilden ist nicht einfach! Zeichne den mal! Also immer ein Gefühl außen rum bauen. Was wünscht sich jemand, der einen Bausparer abschließt? Ein sicheres Heim für die Familie? Eine Basis? Einen Ort der Fülle und Verwirklichung? Also DAS abbilden. Gefühle wecken. Das war der Schlüssel.

So fiel es mir mehr als leicht, die Umsetzung für die 4 besagten Aufträge zu übernehmen. Workbooks & eBooks haben jedoch ein Enddatum. Du gestaltest sie und irgendwann sind sie fertig gestellt. Du schreibst eine Rechnung und verabschiedest dich. Im besten Fall gibt es noch einen kleinen Folgeauftrag. So gerne ich diese Aufgabe übernehme, so groß sind die „Löcher“, die danach entstehen. Ich hielt für mich fest: Nur eine begrenzte Zahl annehmen.

Zweites Standbein: Social Media

Bereits in der Sparkasse hatte ich alle Accounts verwaltet: Instagram, Facebook, Twitter, … mir machte es Spaß, Einblicke zu gewähren. Gestalten, Texten, in Menschen einfühlen. Das konnte ich. Was mir noch neu war: LinkedIn. Das spielten wir zu damaliger Zeit in der Sparkasse spärlich. Mein erster Kunde war LinkedIn Kunde. Er wusste, dass ich noch keinerlei Erfahrung darin hatte. Zu meinem ersten Kunden möchte ich dir aber in einem separaten Beitrag mehr erzählen. Jedenfalls kam ich so dazu, mich intensiv in LinkedIn einzuarbeiten. Schnell gewann ich hier mehrere Kunden. Wenige Virtuelle Assistentinnen hatten sich darauf spezialisiert. LinkedIn funktioniert anders als Instagram & Co. Der Text wiegt schwerer. Das faszinierte mich. So baute ich mir Wissen, viel Erfahrung und ein Netzwerk auf. Ich lernte, wie LinkedIn tickt.

Der Anfang – eine Achterbahn

Den Umsatz vom ersten Monat konnte ich vorerst nicht halten. Aufträge endeten. Es kam nicht dasselbe Volumen nach. Schwarze Schafe. Aktives Beenden von Kundenbeziehungen. Choleriker. Menschen, die mit ihrer Anwesenheit bezahlen wollten. Fehlende Wellenlänge. Es wurde zunehmend schwerer. Beschwerlicher. Stein um Stein auf meinem Weg.

Und dazu: Immer mehr Virtuelle Assistentinnen stürmen derzeit den Markt. Viele zu Dumping Preisen. Nur von 20 Euro die Stunde kann und will ich als Vollzeit Virtuelle Assistentin nicht leben. Da wäre ich in jedem Büro besser aufgehoben.

Das Geschäft mit den Virtuellen Assistentinnen

Das Problem: Das Geschäft mit den Virtuellen Assistentinnen. Viele Coaches (ich nenne keine Namen) versprechen den rosa Ponyhof. Bist du virtuelle Assistentin, leuchtet die Welt, alles ist super und du springst täglich über saftig grüne Wiesen. Sie verkaufen damit ihren Kurs. Was die Teilnehmerinnen danach erleben, ist dann meist alles andere als rosa. Es ist ein hart umkämpfter Markt, wo man dann doch mehr als einen Laptop und Internet benötigt. Unternehmerisches Basiswissen, Biss und Stärke sollten vielleicht mal in die Checkliste mit aufgenommen werden. Aber ob dann noch so viele bereit sind, diesen Weg zu bestreiten? Die Kurs-Absatzzahlen könnten durch die Wahrheit einbrechen …

Dennoch ein Traum

Dennoch hoffe ich sehr, dass mein Traum der Selbstständigkeit nicht enden wird. Ich liebe es: Mein eigener Herr zu sein. Aufzustehen, wann ich will. Zu arbeiten, wann ich will. Gerne auch mal spät nachts. Zu verdienen, was ich will (sofern genug Aufträge reinkommen). Zu unterstützen, wen ich will. Und die Freiheit zu besitzen, Aufträge auch ablehnen zu können!

Einen rosa Ponyhof habe ich (zumindest am Anfang) nicht gefunden. Dafür fließen zu viele Tränen. Dafür kämpfe ich zu hart. Aber es ist die Möglichkeit, das auszuleben, worin ich gut bin. Wo ich andere weiterbringen kann. Das treibt mich an.

Ich geb nicht auf. Du hoffentlich auch nicht!

Deine Nicole

PS: Vernetze dich gerne mit mir auf LinkedIn Nicole Söldner

PPS: Das könnte dich auch interessieren FAQ Virtuelle Assistenz

Schreibe einen Kommentar